23.11. 2019
Regen in der Alta Langhe. Nicht nur dass der italienische Regen die Internetverbindung scheinbar unmöglich macht, ist Regen in Levice, Cuneo ein Zustand der eigentlich gegen Alles geht weshalb ich jetzt gerade überhaupt hier bin.
Am Anfang stand die Provence - lichtdurchflutetes, duftendes Sommer- und Herbstparadies! Seit 1986 - das erste Mal mit einer Projektwoche Kultur, in einer Schülergruppe von St. Remy aus durch die Landschaft wandernd - war die Provence meine Herzenslandschaft und früh schon hatte ich angefangen davon zu träumen irgendwann einmal dort leben zu wollen. Das Licht, die Wärme, mit einem Wort die Sonne hatte es mir angetan. Nirgendwo schien sie besser. Im Laufe der Zeit wurden die Wünsche stärker, die Überlegungen konkreter. Doch letztes Jahr dann die Erkenntnis: so wie ich mir das vorgestellt hatte, würde ich mir das nie leisten können. Immobilienpreise ähnlich hoch wie in München! Und wie ich schon dabei war meine Träume zu begraben kam ein wunderbarer Mensch in mein Leben und machte mir klar, dass auch Anderswo die Sonne scheint und ein Blick auf den Globus präsentierte mir den Nachbar der Provence: das Piemont! Die gleiche Sonne scheint auch hier! Und siehe da: Immobilien in der Region sind sogar für meinen Geldbeutel bezahlbar!
Jetzt sitze ich also bei Freunden im Piemont auf dem Sofa und schaue dem Regen (Hochwasser in Venedig ) zu, der ziemlich nachhaltig jede Lust verhindert, sich ins Draussen zu begeben.
Eigentlich war der Plan vorige Woche, mit Werkzeug und Baumaterial hierher zu kommen um 2500 qm Land von Brombeerranken, wild wucherndem Holunder und anderem (auch stacheligem) Gestrüpp zu befreien und ein Kompostklohäuschen zu bauen….
Weil: nächste Woche ist der Notartermin für besagte 2500 qm Land Italien. In traumhafter Lage, sonnendurchflutet, mit einem wundervollen Blick ein herrliches Grundstück mit ein paar Ruinen. (dazu später mehr)
… doch jetzt zerbröselt das Wetter seit vier Tagen jede Planumsetzung ("Pläne"). Bei der Ankunft haben Schnee und umgestürzte Bäume es dem Auto unmöglich gemacht überhaupt in die Nähe des Grundstücks zu kommen und seither regnet es. Dafür habe ich jetzt Zeit dieses Tagebuch zu beginnen.
Hauskauf in Italien: dazu ein paar nicht unwesentliche Punkte
Die italienische #Bürokratie
Wer dachte, die Deutschen wären Weltmeister in Sachen, Amtsschimmel, Verwaltungsvorschriften und Bürokratie täuscht sich! Gegen das was hier stattfindet leben die Bürger der BRD in nahezu anarchischen Zuständen.
24.11.
Immer noch Regen! Gestern war von Überschwemmungen und Erdrutschen in der Nähe Genuas die Rede. Warum das interessant ist? Genua liegt keine 80 km von Levice entfernt. Aber natürlich muss das Wasser, das hier oben (Levice liegt auf ca. 650m ü.N.) ja auch irgendwo hin. Und wer Italien ein wenig kennt weiß, dass Genua auf der Südseite der Seealpen liegt. Da gibts jede Menge Regen, der ins Meer will. Die Alta Langhe hingegen liegt nördlich der Seealpen - quasi die Voralpen-Region der Seealpen. Eine Gegend bekannt durch seine Haselnüsse und Trüffel. Alba, die Hauptstadt der Trüffelschweine ist der nächste Bahnhof von Levice aus.
Ich war aktiv - gestern! Den Dauerregen ignorierend, habe ich gestern mit Kettensäge (selbstverständlich mit Schnittschutzausrüstung) und wirklich guten Handschuhen (Werbung?) angefangen das Dickicht auf dem Grundstück zu roden. Ich weiß zwar noch nicht, wohin mit den Resten - ein Schredder wäre wirklich gut - aber der zukünftige Gemüsegarten sollte auf jeden Fall dornenfrei sein.
Das Grundstück
Tja, so sieht es aus. Die Nr. 125! Nachdem klar war, dass ich das kaufen möchte habe ich noch zum Besitzer der 123, 124 und 87 Kontakt aufgenommen und wir wurden uns einig. Jede Menge Gebäude! Insgesamt vier Wohnhäuser, ein Kastanienhaus, ein Pizzaofen und ein Wirtschaftsgebäude (unten Stall, oben Trockenboden).
Das klingt jetzt so, als ob man gleich mit einer ganzen Kommune da einziehen könnte ….
ABER: kein Strom, kein Wasser, kein Dach! Eigentlich kaufe ich da einen Haufen Steine!
Warum ich mir das antue? In meinen schwachen Momenten frage ich mich das auch. Ich werde in vier Wochen 52, da sollte ich doch anfangen mir Gedanken darüber zu machen, ob die Ärzteversorgung an meinem Wohnort ausreichend ist. Und nicht einen Haufen Ruinen mitten im Wald kaufen. Und in der Tat - der Rücken, die Schultern und so weiter, aber wenn nicht jetzt, wann dann? Natürlich wird das viel Arbeit und natürlich wird es selten so laufen wie positiv denkend geplant, aber die Frage: „wie will ich leben?“ muss ich mir stellen und sich jetzt zu sagen: eigentlich würde ich ja schon gerne in einem solchen Paradies leben, mit einem Ausblick der das Herz hüpfen läßt, in einer wundervollen Landschaft, in einer Gesellschaft voller freundlicher, offener Menschen, mit dem Versuch im Einklang mit der Natur zu leben, in einem Klima, in dem Auberginen reifen und die Feigen wachsen,
aber wie soll das mit dem Job gehen, was passiert, wenn Italien auch aus der EU rauswill, die ganzen sozialen Kontakte?, die Versicherungen und und und …
Leute, das Leben findet im Jetzt statt und nicht morgen oder gestern. Wenn ich Etwas will, dann muss ich mich im Jetzt darum kümmern und nicht erst mit dem Renteneintrittsalter!
Zurück zum Grundstück. Das Ganze heißt offiziell „Borgata Corradi“ und ist eine vor 50 - 60 Jahren verlassene Siedlung im Wald. In etwa 1 km Entfernung liegt noch eine borgata in ähnlichem Zustand. Früher haben dort locker 4 - 5 Familien (oder mehr) gelebt. Die Hänge wurden in Terrassen angelegt um dort Landwirtschaft zu betreiben. Es gab Ziegen für die Milch, den Käse und das Fleisch, Esel gegen die Wölfe und im Winter hat man sich von Kastanien ernährt (das Kastanienhäuschen war fester Bestandteil einer solchen borgata - ebenso wie der Pizzaofen).
Nachdem dann zur Mitte des letzten Jahrhunderts der Wirtschaftsaufschwung kam und mit ihm die Begehrlichkeiten wuchsen und die Lust, sich den Beschwernissen eines bäuerlichen Lebens auszusetzen, rapide abnahm, zog es die Menschen in die Dörfer, Städte und die borgatas (ohne Strom, ohne Wasser) wurden verlassen. Was für eine Chance für Immobilienmakler und Käufer.
Menschen, die aus der Not Anderer Kapital schlagen. Und das auf eine Art und Weise, die Käufern und Verkäufern erscheint wie selbstlose Hilfestellung. Natürlich ist das Makeln eine Dienstleistung, eine Vermittlung zwischen Angebot und Nachfrage und natürlich funktioniert diese Dienstleistung immer nur so gut wie der Makler freundlich, und im Interesse seiner Kundschaft, handelt. Wenn man sich auf die Suche nach einer Immobilie in Italien macht, ist es allerdings hilfreicher mit dem Auto (oder dem Fahrrad) durch die Traumgegend zu fahren und die Augen offen zu halten und natürlich mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Die „borgata ghiro“ (Siebenschläfer) wie wir sie nennen werden - oh ja, ich mache das hier nicht alleine - hab ich bei einem workaway - Aufenthalt eher zufällig entdeckt.
Jetzt muss ich doch noch einmal zum Regen kommen. Natürlich hatte ich mir trockenes Wetter gewünscht für meinen Arbeitseinsatz im „Ghiro“ und natürlich hoffe ich dass die Zukunft eher sonnig als wolkenverhangen sein wird, aber, hatte ich es erwähnt „kein Wasseranschluss“ führt eben auch zu der Frage: „woher kriegen wir Wasser?“ und unter dem Gesichtspunkt ist Regen tatsächlich Segen. Zwar gibt es keinen Wasseranschluss, aber irgendwoher mussten die Menschen früher ja auch ihr Wasser kriegen. Also haben sie eine Zisterne gebaut. Und diese Zisterne - wie es auf den ersten Blick aussieht - ist in einem durchaus guten Zustand. Also wird es wohl darauf hinauslaufen, dass wir uns nach einer Wasseraufbereitungsanlage umschauen müssen. Stromautark ist sowieso geplant, also ist wasserautark nur logisch.
25.11.
Heute wollte ich eben mal ins Tal nach Cortemilia - Hauptstadt der Haselnüsse - fahren und, siehe da, der Regen der letzten Tage forderte seinen Tribut und die Strasse war, einer Schlammlawine wegen, gesperrt. Also noch einmal 10 km zurück nach oben um an anderer Stelle wieder ins Tal zu fahren. Und natürlich war die Strasse bei der Rückfahrt immer noch gesperrt.
Da fällt mir ein, ein Bagger wäre wirklich super für das Ghiro, muss ja kein so großer sein. Eigentlich war ich ja ins Tal gefahren um mich bei einer Werkstatt unverbindlich nach einem kleinen Trecker (oder Ähnlichem) zu erkundigen. Auf der Strecke Richtung Alba gibt es nämlich eine Werkstatt mit angeschlossenem Schrottplatz - wenigstens macht es so einen Eindruck - und ich dachte mir „wer mit solchen museumsreifen Teilen noch glaubt Etwas anfangen zu können, wird wohl auch mir eine Maschine zusammenbauen können“. Und wie ich dann also so über das Freiluftlandmaschinenlager schlenderte verließ mich allerdings der Mut, denn Italienisch kann ich nicht. Und auch wenn ich die Speisekarte - geschult durch viel Pizza und Pasta - durchaus interpretieren kann, für einen Diskurs über Traktoren reicht’s halt hinten und vorne nicht.
#Sprachkenntnisse und GoogleÜbersetzer
Diesen Sommer habe ich mir einen account bei babbel freischalten lassen. Über die erste Lektion bin ich bisher noch nicht raus gekommen. Natürlich: romanische Sprache, Asterix und Obelix, Französisch und Italienische Restaurants etc… trotzdem: da muss sich noch was tun. Und umso dankbarer bin ich für die Hilfe einer wundervollen Freundin hier in Levice. Bei allen bisher anfallenden Gesprächen, ob mit Amtspersonen, Immobilienbesitzern oder Anderen leistet mir Verena unendlich wertvolle Hilfe. Auf die Übersetzer-Seiten im netz ist nämlich nicht wirklich Verlass. So übersetzte mir die Maschine „privo di ogni tipo di impianto“ (immerhin aus der notariellen Vereinbarung) mit: „frei von jeglicher Art von Pflanzen“ in Bezug auf die Gebäude (was einfach nicht stimmt. Es wachsen Bäume in den Häusern!) Und eigentlich bedeutet es „ohne irgendwelche elektrischen Installationen.
26.11.
Heute habe ich den ersten Spatenstich vollbracht und den Grundstein gelegt für das „Aussensanitärgebäude“. Eigentlich war eine einfache Holzkonstruktion geplant, aber weil der Boden so wundervoll lehmig ist und überall Steine herumliegen habe ich umdisponiert. Was vor 400 Jahren gut war, passt heute immer noch. Kompostklo und Dusche brauchen Löcher im Boden und dazwischen kommt noch eine Wasch- und Spülgelegenheit.
Regenwasser sammeln ist angesagt. Der erste größere Arbeitseinsatz kommt Ostern.
Jetzt bin ich nur noch müde - ab ins Bett!
27.11.
Vielleicht wäre eine einfache Holzkonstruktion doch besser gewesen - auf jeden Fall nicht so zeitintensiv, da werde ich wohl noch einmal umdisponieren…
Heute wieder ein Regentag. Noch dazu mit Gewitter - der Alptraum für Maxl (der Hund). Und eines kann ich mit Bestimmtheit sagen: Lehmboden und Arbeiten mit Lehm bei Regen ist kein Vergnügen. Der Lehm klebt einfach an Allem! Am Werkzeug, an den Schuhen, den Hosen und Handschuhen. Das macht keinen Spaß. Eigentlich war der Plan, in den zwei Wochen jetzt, das Grundstück einmal zu roden (der Freischneider den ich mir extra dafür gekauft hatte ist leider nicht das richtige Werkzeug - mit der Kettensäge gehts schon besser, aber natürlich auch anstrengender) und dann das Aussensanitärgebäude (ASG) zu bauen. Von heute aus muss ich leider sagen: wenn ich das mit dem Kompostklo einigermaßen hinkriege, bin ich schon froh. Und dann ist es einfach so - alleine arbeiten macht nicht halb so viel Spaß und wenn es dann noch regnet - ohjemine!!! Morgen soll besser Wetter sein, da hab ich mir Einiges vorgenommen.
An der Stelle an der das ASG stehen wird war jede Menge Wurzelzeugs von Hagebutten, Akazien und Wallnussbäumen. Und Hagebutten sind schlimm. Aber klar, die hatten da jetzt locker 5/6 Jahre Zeit - an anderen Stellen auch noch mehr - zu wachsen, die haben nicht auf mich gewartet. Also, auch wenn es kein Trecker sein wird, eine Bodenfräse ist auf jeden Fall sinnvoll. Oder ich mache es so wie Freunde: einzäunen und ein paar Schweine ein Jahr lang machen lassen - dann gibts da auch keine Wurzeln mehr. Wo bekomme ich „Leihschweine“ her?
Jetzt werde ich mir Trost bei meiner Liebsten holen - gut Nacht für heute!!
30.11.
Ich besetzte ein Stück Land in Italien!!!
Gestern war der Termin beim Notar. Ohne es zu wissen hatte ich meinen rostigen Ford Transit direkt neben seinem nagelneuen Porsche geparkt. Der Notar: ein sehr freundlicher, entspannter Mensch, der sich doch gewaltig wunderte, dass ich - im Besitz meiner sieben Sinne - ein Grundstück voller Ruinen kaufen wollte. Die Verkäufer: Mitglieder einer Familie (Bruder, Schwester mit Ehemann und Neffe der Geschwister) allesamt sehr angenehm und fröhlich, dass der Verkauf endlich über die Bühne ging. Allerdings untereinander so zerstritten, dass sie sich beim Notar nicht sehen wollten! Also ging der Termin in zwei Etappen vor sich. Der Neffe wurde erst angerufen zu kommen, nachdem die Anderen sich bereits verabschiedet hatten. Es sind noch ein paar Parzellen dort vorhanden (auch mit Ruinen) aber bei den Besitzern weiß man nicht ob sie auffindbar sind oder ob sie überhaupt noch leben.
Ein Abenteuer!
Es fühlt sich an wie als Kind. Ich mache Etwas von dem ich kaum Ahnung habe, von dem ich nicht weiß wie es geht, aber es fühlt sich so gut an, dass ich es unbedingt machen will. Wie es dann geht wird sich unterwegs zeigen. Natürlich wird es Rückschläge gehen, aber meine Güte! - Ich fühle mich, trotz der nicht zu leugnenden körperlichen Zipperlein, als wäre ich unbeschwert! Kein Gewicht das an mir hängt, keine Zweifel, Nöte, Sorgen - nur die Lust auf Neues auf diesen Beginn einer Reise in ein Abenteuer.
Gestern und Vorgestern hatte ich noch arbeiten können. Der 28. war trocken und der 29.
sogar sonnig. Die Stützen und die Querträger für das Badehäuschen stehen. Und ich kann sagen, dass man für Kastanienholz andere Nägel braucht, als die ich mitgenommen habe. Dieses Holz ist unglaublich: da liegen die Balken und Bretter jetzt teilweise seit Jahrzehnten ungeschützt in Regen, Schnee und Sonne, auf einigen wachsen Pilze, und wenn man sie aufschneidet ist lediglich eine dünne Schicht von vielleicht 5 mm angesammelt. Der Rest ist wie neu! Allerdings schwer. Kein Vergleich mit der Mecklenburger Kiefer.
So, 8:00 Uhr, ich geh wieder an die Arbeit! Jippijaja Jippijippiyeah!
2020
18. 01.
Also, vor drei Tagen kam die offizielle Bestätigung - eine Kopie der Eintragung ins Grundbuch!! (Dank an studio technica Enrico Bertola) Jetzt bin ich nicht mehr Hausbesetzter, sondern -besitzer!
Am Donnerstag war mein erster Tag VHS-Kurs Italienisch für Anfänger. Und mir wird klar dass ich gar nicht mehr weiß wie das geht - Lernen! Aber so ein Vergnügen vollkommen unbeholfen durch die Lernanfänge von etwas ganz Neuem zu stolpern. (und das ganz ohne Druck oder Zensurkeule) - ich möchte wirklich nicht mehr 14 sein.
Ab dem 24. 03. werde ich für ein paar Wochen vor Ort sein und mit dem Aufräumen weitermachen, Gestrüpp roden, das ASG fertigstellen (vielleicht als erstes) dem Kastanienhäuschen ein Planendach geben und, und, und ...
wer mag, ist herzlich eingeladen da zu sein, mitzumachen, einen Espresso zu trinken oder einfach nur sich an den neuen Freuden des Neu-Piemontesers zu erquicken. Unterkünfte kann ich nicht stellen - aber Platz für ein Zelt gibt es auf jeden Fall.
Auf dem Weg in den Süden (oder auch auf dem Rückweg) werde ich jetzt immer versuchen eine oder zwei Vorstellungen "Wer kocht, schiesst nicht" zu spielen, um die Fahrt irgendwie zu finanzieren. Am liebsten natürlich im Süddeutschen Raum oder in der Schweiz. Schließlich habe ich eh Alles was ich brauche im Auto. Wenn also ein geneigter Leser hier mir Tips geben kann (oder selbst Gastgeber sein möchte) freue ich mich über eine Mail oder einen Anruf. Ich verspreche gut 90 Minuten köstliche Unterhaltung.
20 Juli 2020
Gutes Datum wieder mit dem Tagebuch zu beginnen…
Morgen ist es vier Wochen her, dass ich wieder ins Piemont gekommen bin. Eigentlich sollten es über Ostern bereits vier Wochen sein, aber wir alle wissen, was dazwischen kam. Allerdings soll es hier im April vor Allem geregnet haben. Also, war die Corona-zuHause-bleiben-müssen-und-Pizzaofen-bauen - Zwangspause vielleicht doch nicht so schlimm. Und was soll ich sagen, das Wetter ist unschlagbar gut. So gut wie kein Regen, Temperaturen zwischen 26° - 31° (um in der Sonne zu arbeiten ein wenig zu heiß, aber es gibt viel Schatten hier) und am Nachmittag setzt immer ein freundlicher Wind vom Meer her ein.
Der Transit war voll mit Werkzeug und vor Allem einer PV-Anlage (die sich in 7300 kWh amortisiert haben wird) - unglaublich wie schwer so Batterien sein können. Und dank des trockenen Wetters konnte ich auch bis fast vor die ehemaligen Haustüren fahren. Und tatsächlich: Heute waren Arbeiter da, die den Straßenbau vorantrieben (YIPPIJAYEAH!!!). Wer weiß, vielleicht kann man schon in ein paar Wochen sogar mit normalen PKWs bis hier runter kommen.
In den vier Wochen ist bereits Folgendes passiert:
- Das Außenbad hat ein Kompostklo bekommen und Dusche funktioniert ebenso (mit Duschwassersäcken)
- Ein Teil des seit letztem Jahr wieder gewachsenen Unkrauts wurde rücksichtslos niedergemäht.
- Das Kastanienhäuschen wurde vom Schutt und den Pflanzen befreit und hat ein Planendach bekommen.
- Jede Menge Erde wurde von hier nach dort bewegt.
- Jede Menge Steine wurden von hier nach dort bewegt.
- Jede Menge Holz wurde von hier nach dort bewegt.
- Mein Sohn (der war die ersten 3 1/2 Wochen mit mir hier) und ich haben Steine gestapelt, Büsche gerodet, Bäume gefällt und geschält, Balken geschleppt und gespalten, Bretter gesammelt, Brennholz gesägt und gestapelt, Dachziegel gerettet und und und…
Wir haben jede Menge Skorpione und Eidechsen gesehen, einen Feuersalamander umquartiert, eine Schlange entdeckt (wahrscheinlich eine Aspisviper) auch haben wir an unterschiedlichen Stellen Schlangenhäute gesehen, Spinnen die so groß sind, dass sie schon ein Gesicht haben und nach Sonnenuntergang sind hier überall Glühwürmchen unterwegs - wundervoll! (leider auch Mücken - nicht so wundervoll)
Gesttern habe ich angefangen die Treppe vor dem Kastanienhäuschen wieder einigermaßen begehbar zu machen. Und meine ersten Trockenmauerversuche gibt es auch bereits.
Bei all der Arbeit, die ansteht und die ich hier überall sehe, fällt es mir einigermaßen schwer auch mal die Füße hochzulegen und den Moment zu genießen; zu genießen, dass ich hier in einer traumhaften Umgebung, an traumhafter Position sein darf und bei bester Luft mit der schönsten Aussicht einen café con latte trinken kann, zu genießen dass ich das Rauschen des Windes in den Bäumen oder die Vögel singen höre und nicht Strassenlärm. Einfach das Sein zu genießen ;) ohne Erlaubnis von irgendwoher.
Fotos gibts extra
20 Juli 2020
Gutes Datum wieder mit dem Tagebuch zu beginnen…
Morgen ist es vier Wochen her, dass ich wieder ins Piemont gekommen bin. Eigentlich sollten es über Ostern bereits vier Wochen sein, aber wir alle wissen, was dazwischen kam. Allerdings soll es hier im April vor Allem geregnet haben. Also, war die Corona-zuHause-bleiben-müssen-und-Pizzaofen-bauen - Zwangspause vielleicht doch nicht so schlimm. Und was soll ich sagen, das Wetter ist unschlagbar gut. So gut wie kein Regen, Temperaturen zwischen 26° - 31° (um in der Sonne zu arbeiten ein wenig zu heiß, aber es gibt viel Schatten hier) und am Nachmittag setzt immer ein freundlicher Wind vom Meer her ein.
Der Transit war voll mit Werkzeug und vor Allem einer PV-Anlage (die sich in 7300 kWh amortisiert haben wird) - unglaublich wie schwer so Batterien sein können. Und dank des trockenen Wetters konnte ich auch bis fast vor die ehemaligen Haustüren fahren. Und tatsächlich: Heute waren Arbeiter da, die den Straßenbau vorantrieben (YIPPIJAYEAH!!!). Wer weiß, vielleicht kann man schon in ein paar Wochen sogar mit normalen PKWs bis hier runter kommen.
In den vier Wochen ist bereits Folgendes passiert:
- Das Außenbad hat ein Kompostklo bekommen und Dusche funktioniert ebenso (mit Duschwassersäcken)
- Ein Teil des seit letztem Jahr wieder gewachsenen Unkrauts wurde rücksichtslos niedergemäht.
- Das Kastanienhäuschen wurde vom Schutt und den Pflanzen befreit und hat ein Planendach bekommen.
- Jede Menge Erde wurde von hier nach dort bewegt.
- Jede Menge Steine wurden von hier nach dort bewegt.
- Jede Menge Holz wurde von hier nach dort bewegt.
- Mein Sohn (der war die ersten 3 1/2 Wochen mit mir hier) und ich haben Steine gestapelt, Büsche gerodet, Bäume gefällt und geschält, Balken geschleppt und gespalten, Bretter gesammelt, Brennholz gesägt und gestapelt, Dachziegel gerettet und und und…
Wir haben jede Menge Skorpione und Eidechsen gesehen, einen Feuersalamander umquartiert, eine Schlange entdeckt (wahrscheinlich eine Aspisviper) auch haben wir an unterschiedlichen Stellen Schlangenhäute gesehen, Spinnen die so groß sind, dass sie schon ein Gesicht haben und nach Sonnenuntergang sind hier überall Glühwürmchen unterwegs - wundervoll! (leider auch Mücken - nicht so wundervoll)
Gestern habe ich angefangen die Treppe vor dem Kastanienhäuschen wieder einigermaßen begehbar zu machen. Und meine ersten Trockenmauerversuche gibt es auch bereits.
Bei all der Arbeit, die ansteht und die ich hier überall sehe, fällt es mir einigermaßen schwer auch mal die Füße hochzulegen und den Moment zu genießen; zu genießen, dass ich hier in einer traumhaften Umgebung, an traumhafter Position sein darf und bei bester Luft mit der schönsten Aussicht einen café con latte trinken kann, zu genießen dass ich das Rauschen des Windes in den Bäumen oder die Vögel singen höre und nicht Strassenlärm. Einfach das Sein zu genießen ;) ohne Erlaubnis von irgendwoher.
19.12.2020 - 1.1.2021
Mein Geburtstag - und was mache ich? Ich stehe um 5:30 Uhr auf um von Eckernförde ins Piemont zu fahren, mit Hänger, mit Baumaterial, mit Hund und dem Gebot am 20. Abends im ghiro zu sein. Ab dem 21. gelten in Italien (Coronabedingt) strenge Reisebeschränkungen, also muss die Ankunft am 20. stattfinden.
Auf dem Weg mache ich noch Halt in Rendsburg und sammle eine Jungen auf. Der Junge (14 Jahre alt) wurde mir über eine Jugendhilfeorganisation vermittelt. Sie waren auf der Suche nach einem Ort wie dem ghiro.
Viel Verantwortung und das bis heute ohne Vertrag - na ja. Verantwortung, die mir doch das ein oder andere Mal unruhige Nächte bereitet. Heute nach fast zwei Wochen unterwegs werde ich doch so langsam etwas entspannter. Das Zusammensein ist meistens heiter und entspannt. Größte Herausforderung bisher der Zigarettenentzug für den jugendlichen Kettenraucher.
Winter im Piemont - großartig. Natürlich kalt, aber eben auch kalt genug für Schnee! Seit dem 23.12. sind wir hier in einer weißen Winterlandschaft zu Gange. Auf der Baustelle ghiro natürlich nicht nur schön, aber doch immer herrlich.
Glücklicherweise durften wir uns hier wieder bei den großherzigen Verena und Mario vom casalabarca.it einquartieren. Ein ehemaliges Kastanienhäuschen mit Kaminofen und Küche und Bad und Allem was so dazu gehört. Vor Allem eben warm und trocken - nach einem Arbeitstag im Freien durchaus seelenwärmend.
Apropos seelenwärmend - den eigenen Geburtstag auf Autobahnen zu verbringen ist nicht wirklich eine gute Idee für den Anlass. Was allerdings bemerkenswert war: Samstag, Coronalockdown und fünf Tage vor Weihnachten - so gut wie kein Verkehr! Nicht einmal bei den Baustellen zwischen Hannover und Kassel gab es Stau oder Verhaltungen und durch die Schweiz und dann auch um Mailand herum war kaum Verkehr auf den Strassen.
Was war der Plan? Eine heizbare Holzhütte bauen. Gleichzeitig ein Dach für die PV-Anlage und eine einfache Unterkunft für bis zu zwei-drei Menschen. Die Zeichnungen waren in ungeübter Kleinarbeit noch in D entstanden - alles sehr detailliert und sorgfältig durchdacht, um die Ausführung dann ein wenig flüssiger zu gestalten. Das Holz war vorab bei einer segheria im Nachbarort bestellt (google-Übersetzer und emails machten es möglich) und am 21. und 22. konnten wir es abholen. Baubeginn war dann der 22.12. und gestern haben wir dann die Wände vollends erstellt. Das Dach ist strohgedämmt - von Hand gestopft. Die Wände sind - vorläufig - nur 4 cm starke Dielen, es gibt zwei Fenster und die Tür wurde aus Eckernförde secondhand mitgebracht. Heut habe ich die Tür eingesetzt und, sie schließt! Die Dachdeckung wird aus den auf dem Grundstück liegenden Dachziegeln bestehen. Und wenn Alles gutgeht können wir in zwei Wochen um- bzw. einziehen. Und dann? Dann geht es an das Kastanienhäuschen. Trotz einfachen LKW-Planendachs, der Schnee und auch der vom Wind getriebene Regen findet seinen Weg hinein. Das muss aufhören. Und schön wäre es auch, das Ganze heizen zu können. Einen einfachen Kaminofen haben wir mitgebracht. Mal sehen…..
Und zwischen dem 22.12. und heute? Weihnachten ohne die Liebste, das will ich so nicht noch mal haben. Sylvester ist kein Problem, aber dieses Fest am 24./25. das ohne Familie, das geht für mich überhaupt nicht. Da hatte ich mein Bedürfnis schlicht unterschätzt. Und Weihnachten für einen jungen Menschen wie meinen Begleiter zu einem Ereignis zu machen - mit Bescherung und Feierlichkeit - wie soll das ohne Resonanz denn gehen? Immerhin, der Pannetone kam sehr gut an. Die mitgebrachten Geschenke wurden wohl mehr hingenommen als begrüßt. Weihnachtslieder singen oder gar traditionell Kirche (nicht einmal online) gingen gar nicht. Na ja, ich setze meine Hoffnungen auf 2021.
So, das wars für heute. Auch wenn keine Ablenkung ruft, so reicht mir die Zeit mit diesen Ergüssen jetzt doch. Gut Nacht!
2.1.2021
30 cm Schnee über Nacht. Eine Reise zurück in die nicht immer unbeschwerte aber trotz allem Wunder-volle Kindheit mit ihren Skiferien in der Schweiz nach Weihnachten. Schneemassen über Nacht kenne ich nur aus diesen Tagen. Und siehe da - Italien! Alta Langhe! 550 m ü NN. Und die Kindheit ist wieder da.
Heute war geplant - ja mach nur einen Plan… - nach Cortemillia zu wandern um dort über das öffentliche WLAN ein Ersatzhandy einzurichten. Mal sehen ob wir es schaffen überhaupt bis ins nächste Dorf, Bergolo, zu kommen. Dort soll, Gerüchten nach, auch WLAN sein. Einen großen Dank an die EU, wenns denn wahr ist.
Nun erst mal, nach Schneeräumen und Ofen anfeuern, einen caffee con latte.
Also, aus der Wanderung nach Cortemillia wurde immerhin eine Wanderung nach Bergolo. Durch zum Teil kniehohen Schnee. Und das Handy tut (dank Freunden) wieder was es soll.
Ein weißes Winterwunderland, Wanderer auf Skien oder Schneeschuhen und ein Maxl Hund der Furchen durch den Schnee zog wie der kleine Ägypter bei Asterix und Kleopatra.
8.1. 2021
Heute wieder Winterwunderland. Sonnenschein und - 3 ° C. Ich muss jetzt dringend mal auf die Gemeinde gehen und herausfinden, was zu tun ist für Bauanträge etc. Dann muss ich schauen, dass ich so Etwas wie eine Ummeldungsankündigung hinkriege. Weil, so lange ich her keinen Wohnsitz habe brauche ich wohl auch nicht damit zu rechnen, dass die Strasse fertiggemacht wird oder auch nur geräumt.
Der Winterdienst hat auf dem Weg zum ghiro einen Schneeberg aufgetürmt, der locker drei meter hoch ist. Bis der wieder abgetaut ist kann ich jeden Versuch mit Fahrzeug dahin kommen zu wollen vergessen…
Also auf jeden Fall heute wieder mal zu Fuß…
13.1. 2021
Seit drei Tagen SONNE!! Und auch die Aussichten für die kommenden Tage sind großartig! Der Schnee fängt an wegzutauen und wo ich geschaufelt habe kommt jetzt der matschige Boden zum Vorschein. Die Hütte steht, mit dem Dach für die PV-Anlage optimal in die Sonne ausgerichtet. Und der Ertrag scheint super - leider funktioniert die App grade nicht, so dass ich nicht sehen kann, wieviel tatsächlich produziert wird.
24.1. 2021
Seit fünf Wochen im Piemont! Und vorgestern hat es nochmal geschneit. Aber die wetter-App sagt Tauwetter an. Heute wurden die ersten Obstbäume gepflanzt! Apfel, Birne, Pfirsich, Aprikosen, Pflaume, Kirsche und Kakis - noch nie gegessen. Das Dach der finile ist beinahe abgedeckt. Und die Hütte eigentlich bewohnbar. Wenn der Schnee dann mal weg ist, werden wir aufs Grundstück umziehen. Der Sägewerkschef ist mein bester Freund inzwischen. Hoffentlich wird ihn das nicht allzusehr kränken, wenn ich mir hier mein eigenes kleines Sägewerk hinstelle, aber die Massen an Holz die ich brauchen werde, schneide ich mir lieber selber zurecht.
Mein junger Begleiter hält sich tapfer! Durch kniehohen Schnee zu wandern gehört definitiv nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, aber am Rodeln mit den Freundeskindern hat er riesigen Spaß. Heute hat sein Handy ausgehaucht - mal sehen wie er mit der Medienfreiheit umgehen wird.
Vergangene Woche habe ich auch meinen ersten Mauersturz hinter mich gebracht. Ich sitze im Sonnenschein und bin im Gespräch mit meiner Liebsten und plötzlich gibt der Boden unter mir nach und Holunder, Brombeeren und der Schnee fangen mich mitsamt Klappstuhl drei Meter tiefer wieder auf. Viele Kratzer aber keine Brüche!
Der Termin mit dem Geometer steht - Morgen! Und ich bin fast genauso aufgeregt wie beim Notartermin. Jetzt wird mit dem Bauen Ernst gemacht, ich komme mir schon ein wenig erwachsen vor.
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